Erinnerung an Verbrechen des Nationalsozialismus hat keine Zeit!

In der Ratsversammlung am vergangenen Mittwoch richtete die Linksfraktion eine Anfrage zum Umgang mit dem ehemaligen Außenlager des KZ Buchenwald in der Kamenzer Straße 10/12 im Leipziger Norden an den Oberbürgermeister. Jetzt engagierte Umsetzung des Stadtratsbeschlusses zur Kamenzer Straße 10/12!

Im Mai 2020 hatte der Stadtrat auf Initiative der Fraktion die Ächtung der Nutzung des Zwangsarbeiter:innenlagers der HASAG und größten Frauenaußenlagers des KZ Buchenwald durch Neonazis beschlossen. Außerdem wurde die Installation einer Gedenktafel beauftragt und zur Kenntnis gegeben, dass die Stadt das Sächsische Landesamt für Denkmalpflege gebeten hat, zu prüfen, ob der Gebäudekomplex in der Kamenzer Straße 10/12 unter Denkmalschutz zu stellen ist. 

Die Antwort des Baubürgermeisters Thomas Dienberg auf die aktuelle Anfrage fiel schmallippig aus. So sei die Errichtung einer Gedenktafel bis 2025 eingeplant, zur Nutzung des Gebäudes würde der Eigentümer derzeit angehört. Negativ fiel dagegen die Prüfung des Landesamtes für Denkmalschutz aus. 

Stadträtin Juliane Nagel, die seit langem auch mit antifaschistischen Initiativen den Umgang mit dem Gebäudekomplex kritisch begleitet, kommentiert: „Dass die Stadtverwaltung das Gedenken an die Verbrechen, die in dem größten Frauenaußenlager des KZ Buchenwald geschahen, auf die lange Bank schiebt, ist nicht akzeptabel. Über 5000 Menschen, überwiegend Frauen, mussten hier Zwangsarbeit für den Rüstungskonzern ‚HASAG Leipzig‘ leisten. An diese Vergangenheit erinnert eine privat initiierte Gedenktafel, die schon mehrfach zerstört wurde.
Kein Wunder, denn das Objekt wurde in der Vergangenheit von Neonazis genutzt. Sowohl Rechtsrockkonzerte als auch Kampfsporttraining fanden und finden hier statt. 

Die wenigen Überlebenden, die diese Zeit als Opfer der Nationalsozialisten miterleben mussten, haben keine Zeit mehr. Die Gedenkinstallation muss schleunigst kommen. Dafür sollen wichtige Akteur:innen der Erinnerungsarbeit, wie die Gedenkstätten für Zwangsarbeit und der VVN/ BdA, einbezogen werden. Zudem sind wir der Meinung, dass die Stadtverwaltung beim Landesamt für Denkmalschutz Druck machen muss.“

Dessen Prüfung ergab, dass die Voraussetzung zur Eintragung als Kulturdenkmal nicht erfüllt sei. Das Landesamt für Denkmalpflege und das Landesamt für Archäologie Sachsen begründeten ihre Entscheidung mit den maßgeblichen Veränderungen an dem Bauwerk nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach Recherchen des Stadtmagazin Kreuzer wurde dafür jedoch nicht einmal das Innere des Gebäudekomplexes besichtigt (https://kreuzer-leipzig.de/2021/05/01/nazitreff-statt-denkmalschutz/). 

„Wir erwarten von der Stadt Leipzig deutlich mehr Engagement und auch klare Ansagen in Richtung der Landesbehörden. Die Kamenzer Straße 10/12 sollte aus unserer Sicht ein Erinnerungsort werden. Das schulden wir den Hinterbliebenen des NS-Terrors gerade aufgrund der heutigen Nutzung durch Neonazis.“

PM 25. Mai 2021

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