* Spiel und Demo sind wegen Überschwemmung des Platzes im Bruno-Plache-Stadion abgesagt* Am Sonntag, 8.12.2013 ist im Bruno-Plache-Stadion das Rückspiel von Lok Leipzig gegen Babelsberg 03 angesetzt. Im August 2013 war es beim Lok-Auswärtsspiel in Potsdam-Babelsberg zu neonazistischen Ausbrüchen von Lok-Fans gekommen. Die Fangruppe „Nordkurve Babelsberg“ ruft in Reaktion auf diese Ereignisse zu einer Demonstration unter dem Motto „Blauweißbunt in Leipzig – Kein Fußball den Faschisten“ auf.
Die Demo sorgt mittlerweile für Unruhe beim Gastgeber Lok, in der Lokalpresse und bei der Polizei. Auch politisch Interessierte diskutieren das Anliegen kritisch.
Fakt ist, dass sich seit dem August-Spiel beim 1. FC Lok einiges getan hat. Was unter Steffen Kubald ausgesessen wurde – das Angehen des Naziproblems in der eigenen Fanschaft – scheint mit dem neuen Vorstand endlich möglich. Wohlgemerkt in konsequenter Art und Weise (erst) nach einer massiven Negativ-Pressewelle infolge des Austickens zahlreicher rechtslastiger und gewaltaffiner Lok-Fans in Babelsberg.
Die von organisierten Nazis angeführte Fangruppe Scenario Lok hat seit August „Erscheinungs- und Auftrittsverbot“, die Zusammenarbeit mit dem offiziellen Fanprojekt wurde intensiviert, außerdem wurde die Gründung eines Fanbeirates und die Erarbeitung eines Ehrenkodexes angekündigt. Der 1. FC Lok ist mit diesen ernst gemeinten Schritten auf dem richtigen Weg.
Nichts desto trotz liegt die Nordkurve mit ihrem Demoaufruf richtig. Es gibt ein Problem bei Lok, das als gesamtgesellschaftliches Problem bezeichnet werden muss. Nicht das Verhalten der BabelsbergerInnen am 3.8. war das Problem und Auslöser der Eskalationen (wie es Aussagen des 1. FC Lok oder von Sicherheitskräften vermuten lassen), sondern die Verherrlichung von Rassismus, Antisemitismus und NSU sowie sexistisches und homophobes Verhalten durch Lok-Fans.
Die Sicherheitsmaßnahmen, die die Gäste aus Potsdam am Sonntag erwarten, müssen in diesem Sinne kritisch betrachtet und als tendenzielle Kriminalisierung des berechtigten Anliegens der Babelsberg-Fans und der Demo gegen rechts gewertet werden. Vorgesehen sind doppelte Einlasskontrollen und eine Bannmeile für Babelsberger ohne Eintrittskarte um das Bruno-Plache-Stadion. Die Eintrittstickets für die Gäste wurden auf eine lächerliche Zahl von 300 beschränkt.
Darüber hinaus setzt der 1. FC Lok weiterhin auf ein falsches Politikverständis. So sind beim Spiel am 8.12. „jegliche Polit-Transparente“ verboten. Damit wird nicht nur die falsche These, dass die 03-Fans an den Eskalationen im August schuld waren, bestärkt, sondern auch suggeriert, dass eine klare Positionierung gegen menschenfeindliche Einstellungen mit Nazi-Ideologien gleichzusetzen sind. Eine solche Position verharmlost nicht nur (Neo-)Nazismus, sondern negiert, dass alle Bereiche dieser Gesellschaft hoch-politisch sind. Dazu gehören selbstverständlich auch Fußballvereine und -stadien. Fußball-Vereine haben natürlich eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe, die über das Stadion hinausreicht. Die Nordkurve Babelsberg liegt in diesem Sinne richtig, wenn sie am 8.12. zeigen will „dass Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Homo- und Trans*phobie sowie Sexismus keine Chance haben – weder in unseren Kurven, noch außerhalb des Stadions!“. Es geht dabei nicht darum den 1. FC Lok in eine rechte Ecke zu stellen, sondern darum Standards zu formulieren, die auch im Stadion gelten müssen.
Blauweißbunt in Leipzig – Kein Fußball den Faschisten
Am 8. Dezember spielt der SV Babelsberg 03 im Bruno-Plache-Stadion gegen den 1. FC Lok Leipzig. Es ist der erste Spieltag der Rückrunde in der Regionalliga-Saison 2013 / 2014. An diesem Tag geht es aber um weit mehr als um drei Punkte in der Meisterschaft.
Als der 1. FC Lok Leipzig am 3. August 2013 im Karl-Liebknecht-Stadion zu Gast war, hatten die angereisten Leipziger offensichtlich wenig Interesse daran, ihren Verein zu unterstützen. Mehrere Dutzend stürmten nach ihrer Ankunft den Gästeblock. Beim Einzug huldigten einige in Gesängen den militanten Nazis vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), der Bombenanschläge verübt und mindestens zehn Menschen ermordet hat. Noch vor dem Anpfiff griffen einige Lok-Hooligans den Heimblock an. Während des Spiels skandierte ein nicht unerheblicher Teil der Gästekurve immer wieder anti-antifaschistische, rassistische, antiziganistische, homophobe und sexistische Parolen, die im Schlachtruf „Wir sind Lokisten – Mörder und Faschisten“ kulminierten. Außerdem stürmten einige Gäste den Platz und sorgten für eine Spielunterbrechung.
Nach dem Spiel wurde der Babelsberger Fanszene vorgeworfen, das Spiel unnötig politisiert zu haben. Vereinsoffizielle des sächsischen Fußballclubs wollten Provokationen von Seiten der Gastgeber erkannt haben, die zu den menschenverachtenden und diskriminierenden Gesängen sowie der Gewalt der Gäste geführt haben sollen. In einer Zeit, in der engagierte Fußballfans wie die Aachen Ultras, die Ultras Braunschweig oder die Kohorte Duisburg aufgrund ihrer antirassistischen Positionen angegriffen werden oder ihre Kurve verlassen müssen, ist eine derartige Positionierung eines Fußballvereins unerträglich. Auch angesichts gesellschaftlich bedenklicher Tendenzen, wie zum Beispiel die Proteste rechter Rattenfänger gegen die Schaffung von Flüchtlingsunterkünften in ganz Deutschland, werden wir besonders darin bestärkt, unser Engagement für die Grundwerte unserer Gesellschaft auch im Umfeld des Fußballs fortzuführen und offensiv zu vertreten.
Trotz des Verhaltens der Fans sowie der Vereinsoffiziellen des 1. FC Lok Leipzig im August werden wir Fans des SV Babelsberg am 16. Spieltag nach Leipzig fahren – nicht nur um unser Team lautstark und kreativ zu unterstützen, sondern auch um ein klares Zeichen für mehr Respekt und Menschenverstand sowie gegen Diskriminierung und die Verherrlichung rechten Gedankenguts im und außerhalb des Stadions zu setzen.
Wir laden deshalb alle Fans des SV Babelsberg 03 und Freunde ein, uns nach Leipzig zu begleiten. Wir rufen außerdem alle engagierten Leipziger*innen, die keinen Bock auf Nazi-Scheiße haben, dazu auf, sich unserer Demonstration vor dem Spiel anzuschließen. Wir treffen uns am 8. Dezember um 10 Uhr zur Auftaktkundgebung am Bahnhof Connewitz und ziehen von dort zum Bruno-Plache-Stadion.
Unter dem Motto „Blauweißbunt in Leipzig“ möchten wir zeigen, dass Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Homo- und Trans*phobie sowie Sexismus keine Chance haben – weder in unseren Kurven, noch außerhalb des Stadions!
Engagiert und couragiert für eine bunte Gesellschaft!
Kein Fußball den Faschisten!
Sehr geehrte Frau Nagel,
kümmern Sie sich auch um diesen Problemfall in Afrika???? Oder ist der weniger spektakulär? Keine Moslems, keine Asylsuchenden, kein Eingreifen der Bundeswehr, aber ein blutiges Gemetzel, das die Welt nicht interessiert. Auf geht’s Linkspartei, helft den vom Tod und der Vertreibung bedrohten Zentralafrikanern mit Eurer starken Stimme!!!!!