Heute vor zwölf Jahren wurde Marwa El-Sherbini im Landgericht Dresden ermordet. Die schwangere 32-jährige Pharmazeutin aus Ägypten hatte sich juristisch gegen antimuslimischen Rassismus gewehrt. Rassismus, der ihr und ihrem Sohn durch den Angeklagten widerfahren war. Im Gerichtssaal wurde sie aus rassistischen Motiven durch eben jenen Täter ermordet – der Rechtsstaat konnte sie nicht schützen. Seitdem ist der 1. Juli der internationale Tag gegen antimuslimischen Rassismus und steht für eine solidarische, demokratische, freiheitliche und multireligiöse Gesellschaft. Der Tag wird von der Allianz gegen Hass koordiniert.
Viel wurde seither getan und versprochen. Es wurden Gedenken organisiert und das Marwa El-Sherbini Stipendium ins Leben gerufen. Es fördert Studierende in Dresden. Hat dieses Engagement etwas bewirkt?
Mein Statement:
Studien wie die Leipziger „Mitte Studie“ und der „Sachsenmonitor“ zeigen, dass Rassismus gegen Muslime und Menschen, die als solche wahrgenommen werden, weiterhin stark ausgeprägt ist. Aktuelle Debatten um den Nahostkonflikt oder den homophoben Mord im Oktober 2020 in Dresden verstärken diese pauschalisierende Ablehnung, die oft auch in Hass und Gewalt gipfelt. In Gesprächen wird immer wieder deutlich, dass es sich bei „Ausländerfeindlichkeit“ tatsächlich um „Islamfeindlichkeit“ handelt. Die Beschwörung und Ausgrenzung eines vermeintlich „Anderen“ in Form des Islam hat dabei eine lange Tradition und wird durch zahlreiche Spitzenpolitiker:innen gestützt. So erklärte beispielsweise der ehemalige Ministerpräsident Sachsens Stanislaw Tillich, dass „der Islam nicht zu Sachsen“ gehöre.
Vor diesem Hintergrund behält der 1. Juli als „Tag gegen antimuslimischen Rassismus“ leider seine Bedeutung. Wir brauchen eine offensive Bildungsarbeit über die verschiedenen Religionen von zugewanderten Menschen, wir brauchen Begegnungsorte für Menschen verschiedener Religionen oder ohne Religionszugehörigkeit. Vor allem aber braucht es Schutz für Menschen mit Migrationsbiografie und deren Trefforte, zu denen auch Moscheen gehören.
In einer Gesellschaft, in der die Menschen gemeinsam, solidarisch und respektvoll miteinander umgehen, sollten Religion und Religiösität keine Rolle spielen. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg, und bis dahin sind Empathie und Solidarität mit Betroffenen rassistischer Anfeindungen und Gewalt unabdingbar, gerade von Spitzenpolitker:innen.
Das Wahlkreisbüro der Abgeordneten Juliane Nagel beteiligt sich an den Aktionen zum 1. Juli. Die Vorstellung des Buches „Die Erfindung des muslimischen Anderen“ wird am 1.7.2021, 19 Uhr unter freiem Himmel im Rabet in Leipzig stattfinden. Infos unter: https://www.facebook.com/events/1719164628292137
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Mit freundlichen Grüßen,
Anne Holowenko
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