und ist durchaus eine Hommage wert. 10 Jahre mitgemacht .. und erstmal kein Ende.
ein nettes Programm, viele UnterstützerInnen, Statements (unten) und ein grundlegender Ansatz (noch weiter unten)
Statements im Februar/ März 2010
Stanislav Holubec, Soziologe, Prag, Projektleiter lavka.info
Als ich im Wintersemester 2001/ 2002 in Leipzig studierte, lebte ich in Leipzig-Connewitz. Das linXXnet habe ich entdeckt, weil ich schon in Tschechien ein politischer Aktivist der Linken war. Später habe ich zusammen mit Menschen aus dem linXXnet das Deutsch-tschechisch-polnische Netzwerk Lavka.info gegründet und seitdem haben wir mehrere Veranstaltungen und Aktionen verwirklicht. Das linXXnet war immer die Basis unsere Aktivitäten. Ich hoffe unsere Kooperation wird mindestens weitere zehn Jahre dauern!
Matthias Bärwolff, MdL Thüringen, Mitbetreiber des offenen Abgeordneten- und Projektbüros redroXX Erfurt
Das linXXnet ist nicht irgendein linkes Büro, sondern ein Urgestein. Zum ersten Mal hat man ein Konzept umzusetzen begonnen, welches Offenheit, Beteiligung und politische Bildung miteinander zu verbinden begann. Das iinXXnet ist kein gewöhnliches Büro, es war der erste offene Raum, der erste Versuch damaliger PDS-Akteure, in dem Nutzer_innen gefordert waren, sich an diesem Projekt zu beteiligen, es zu gestalten und die Politik der PDS, bzw. der LINKEN ganz praktisch auf die Straße zu tragen. Und dies immerzu. Politik ohne Hürden anbieten, zum Mitmachen einladen und gemeinsam politische Entscheidungen treffen. Dieses Konzept mit seinem politischen Anspruch, hat auch dem Erfurter RedRoXX und seinem Team so gut gefallen, dass sie es, wie viele andere Büros mittlerweile auch selber mit ihren Nutzerinnen leben.
Dies ist vielleicht der größte Erfolg, den das linXXnet und alle diejenigen, die es ausmachen, am 10.Geburtstag feiern sollten. Eine tolle Idee, die Schule gemacht hat.
Anne-Katrin Schlobach, Nordwestsachsen, Mitglied im Beauftragtenrat der Linksjugend Sachsen
Das linXXnet ist für uns in Nordwestsachsen nicht nur ein „offenes Büro“, sondern ein Ort, in dem sich Jung und Alt, Mitglieder und Sympathisant_innen, Konsens- und Dissens-Meinungen treffen und hitzige Debatten in chillig-sozialistischer tmosphäre führen. Mit dem linXXnet verbinde ich Toleranz, junge energische Mitarbeiter_innen und linksjugend-Stammtischgespräche.
Peter Porsch, Klinga/ Graz
Netze bestehen aus Kanten und Knoten. Dorfgemeinschaften, Stadtteile, Vereine, soziale Gruppen realisieren solche Vernetzungen in Knoten. Im Dorf war das mal der Brunnen, die Kirche oder die Kneipe. In der Stadt sind das z.B. der Fleischer, der Bäcker oder auch die Kneipe, wo man sich trifft. Vereine haben ihre Heime und Lokale – und die Linke, insbesondere ihre Jugend, hat das linXXnet in Connewitz, in Leipzig, in Sachsen … Das war vor noch nicht all zu langer Zeit noch was Neues, sogar Neumodisches, misstrauisch beäugt von FreundIn und FeindIn, gesucht und gemieden, mitten im Stadtteil, ein Laden wie der Bäcker und Fleischer, aber mit ganz anderem Angebot. Manchmal auch eine Kneipe. Nicht zuletzt auch ein Brunnen. „XX“ wie die neumodischen Kleidergrößen, „net“ wie die neumodischen Kommunikationsformen formulieren einen Anspruch; und „link?“ Meint das nun die politische Verortung „links“ oder auf Computerdeutsch die „Verbindung“, das „Zwischenglied“. Wie sich mittlerweile herausstellte, war es ein vormals „missing link“ und ist heute ein nicht mehr zu vermissendes „link“ – für Linke, für Jugendliche, für Kleine, die miteinander groß werden, in einem selbst geschaffenen sozio-kulturellen Netz, in einer, mit einer und manchmal auch gegen eine Partei, die sich früher PDS nannte und jetzt die „LINKE“ nennt, dem linXXnet also näher gekommen ist. Herzlichen Dank und alles Gute zum Geburtstag!
Konzeptionelles (Oktober 2009, Jule Nagel)
Auf der Suche nach nachhaltigen Strategien zur Erschließung und Bindung neuer Zielgruppen
DIE LINKE hat bei den Landtagswahlen 2009 120.000 WählerInnenstimmen verloren, 40.000 gingen gar nicht mehr zur Wahl, 19.000 wechselten zur SPD und 5000 zu den Grünen. Zwar liegt unsere Partei bei den ErstwählerInnen mit 13 % immerhin auf Platz 3 hinter CDU (28%) und NPD ! (15 %), verzeichnet hier im Vergleich zu 2004 nichts desto trotz einen prozentualen Verlust von 4 %.
In den Alterssegmenten 18 – 24 (13 %) und 25 – 34 (13 %) ist die LINKE in Sachsen besonders schwach, je höher das Alter der WählerInnen desto höher der Zuspruch (49 – 59 Jahre 22 %, über 60 Jahre – 25 %).
Die Schuld am mäßigen Zuspruch jüngerer Generationen weist auf eine Profilschwäche hin, die nicht allein der Arbeit des Jugendverbandes zugeschoben werden kann. Generell haben alle traditionellen Parteien mit Nachwuchsmangel und sinkendem JungwählerInnenzuspruch zu kämpfen. Als Ausnahmefälle sind hier die NPD (besonders in Sachsen) und die Piratenpartei zu benennen. Letzteren gelang es bei den jüngsten Bundestagswahlen wiederum zuzulegen und ihr Stimmergebnis im Vergleich zu den Europawahlen auf 845.904 Stimmen zu vervierfachen (Sachsen war das einzige Bundesland, in dem die Partei nicht antrat).
Vor dem Hintergrund der daliegenden Zahlen wie auch der fortschreitenden Alterung der Basismitgliedschaft muss DIE LINKE insbesondere im Osten und ganz besonders in Sachsen einen neuen strategischen Ansatz zur langfristigen Bindung von jüngeren Generationen (d.h. nicht zwingend „Jugendliche“) als aktive Mitglieder und SymphatisantInnen entwickeln, der von der Gesamtpartei diskutiert, getragen und schließlich auch mit Leben erfüllt wird. .
Die kommenden Jahre versprechen eine schwarz-gelbe Politik des Sozialkahlschlags, einer harten Privatisierungslinie, ökologischem Stillstand und sicherlich auch weiteren Eingriffen in Freiheitsrechte. Auf den von Rot-grün und Schwarz-rot gelegten Fundamenten, kann sich die neue Regierungskoalition im Bund und in Sachsen „austoben“. Für DIE LINKE heißt diese bundes- und landespolitische Konstellation verlässliche und scharfzüngige Oppositionsarbeit zu betreiben – im Bündnis mit außerparlamentarischen Bewegungen und Gewerkschaften. Die nachhaltige Verschiebung des politischen Koordinatensystems hin zu einem Mitte-links-Bündnis mit starkem linkem Anteil muss dabei allerdings das langfristige Ziel sein. Unsere Partei muss sich in den kommenden Jahren weiter öffnen (auch der Kommunikation und Kooperation mit Grünen und SPD) und sich in verschiedenen gesellschaftlichen Milieus verankern. Es geht dabei um nicht mehr und nicht weniger als die Rettung der LINKEN als Mitgliederpartei, als gesellschaftliche Kraft die kleine und große Veränderungen herbeiführt, Protest eine Stimme gibt und visionäres Laboratorium für gesellschaftliche Alternativen zum (neoliberalen) Kapitalismus ist.
Mit einem von vielen Ansätzen, die sich dieser abstrakten Zielstellung widmen beschäftigte sich der Landesvorstand im September 2009, nämlich mit konzeptionellen Ideen für so genannte Regionale Netzwerkbüros, das sich an bestehenden Partei-Projekten orientiert und im Kontext der anstehenden innerparteilichen Debatte um einen „Aufbruch in ein neues Jahrzehnt“ zu betrachten ist.
Vor dem Hintergrund längst laufender gesellschaftlicher Transformationsprozesse die unter anderem mit der Ablösung des Industrie- durch das Informationszeitalter, einem radikalen Wandel der Erwerbsarbeitssphäre oder auch dem Klimawandel zu beschreiben sind – verändern sich i- natürlich im Zusammenhang mit der Veränderung der Lebenslagen – auch Lebensweisen und Lebenseinstellungen.
Diese Transformationsprozesse muss die LINKE mehr als bisher in ihre politischen Konzepte, aber auch in ihrer Arbeitsweise einbeziehen.
Das Phänomen Piratenpartei führt vor Augen, dass es spezifischer Formen der Ansprache und Einstiegs-/ Mitwirkungsmöglichkeiten für jüngere Zielgruppen bedarf. Zu nennen wären hier beispielsweise projekt- und kampagnenorientiertes Arbeiten, spontane Aktionsfähigkeit, die Nutzung neuer Medien, intensive kommunikative kollektive Prozesse und flache Hierarchien. Diese methodischen Ansätze werden in bestehenden, von Abgeordneten betriebenen Büroprojekte in Groß-/ Kreisstädten bereits praktiziert. Ziel sollte es sein diese Zentren zu stärken und deren Strahlkraft auf jüngere Generationen und modern geprägte, auch akademische Zielgruppen weiter zu qualifizieren.
Vor fast 10 Jahren eröffnete in Leipzig das linXXnet, als Abgeordnetenbüro „neuen Typs“, als offenes Büro mit großen Schaufenstern, in dem BürgerInnen, Initiativen, Gruppen technische Möglichkeiten und Räume nutzen, Beratungsangebote in Anspruch nehmen können, in dem partei- und spektrenübergreifende Bündnisse genau wie Kultur einen festen Platz haben und in dem verschieden Ebenen der Politik (Stadtrat, Landtag, Bundestag, Europaparlament) zusammenlaufen. Auch ins ländliche Umland von Leipzig strahlt das linXXnet aus, Vernetzung und gemeinsame Aktionen mit Parteigliederungen, vor allem aber unabhängigen linken (Jugend-)Initiativen sind fester Bestandteil der Arbeit.
Das linXXnet hat sich über die Jahre als wichtiger Akteur im (links-alternativ, grün-bildungsbürgerlich geprägten) Stadtteil, in der politischen/ zivilgesellschaftlichen Landschaft der gesamten Stadt und Region entwickelt, was sich bei den vergangenen Kommunal- und Landtagswahlen auch in WählerInnenzahlen niederschlug. (Der Südwahlkreis, in dem das linXXnet gelegen ist, war bei den Kommunalwahlen der einzige Wahlkreis, in der DIE LINKE ihr Ergebnis absolut und prozentual steigern konnte, auch beim Ersstimmenergebnis der Direktkandidatin im entsprechenden Landtagswahlkreis ist entgegen dem stadtweiten Trend eine prozentuale Steigerung erzielt worden).
Nicht nur das linXXnet Leipzig, sondern auch die „Schwester-Projekte“ in Erfurt (RedroXX), Dresden (WIR-AG) Chemnitz (Rothaus) oder Zwickau (politikkontor), erproben auf verschiedene Art und Weise und mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen die angeführten neuen Arbeitsweisen und Zielgruppenansprachen. Sie fungieren als zukunftsorientierte Ergänzung zu bestehenden „normalen“ und auf andere gesellschaftliche Gruppen zielende Partei- und Abgeordnetenbüros.
Die Parteireform als „Kulturrevolution“, als „Streben nach einer Kultur der Offenheit, der Neugier, der kämpferischen Lebenslust, der Toleranz im Streit sowie beim Umgang mit Verschiedenheit“ (Michael Chrapa 2003) bleibt heute, auf dem Weg in ein Neues Jahrtausend, mehr denn je dringende Herausforderung für die gesamte Partei.