Gemeinsame Pressemitteilung zur Sammelabschiebung nach Afghanistan am 24.10.2017 von Zendegi (Geflüchtetenselbstorganisation), dem Abschiebenetzwerk Protest LEJ und mir:
Um die 120 Menschen demonstrieren zur Stunde am Flughafen Leipzig / Halle gegen die Abschiebung nach Afghanistan. Es grenzt an Mord, wenn Menschen wissentlich in ein Kriegsgebiet abgeschoben werden. Der Demonstration voraus ging ein viertägiges Protestcamp auf dem Leipziger Augustusplatz.
„Die heute vollzogene Abschiebung nach Afghanistan ist in keiner Weise hinnehmbar. Sie missachtet die Realitäten in Afghanistan und zeugt von der Ignoranz gegenüber der eigenen, deutschen Politik in den letzten 16 Jahren.“ so Aram Karzai für die Geflüchtetenselbstorganisation Zendegi.
Etwa 120 Menschen bringen diese Auffassung heute auf dem Leipziger Flughafen bei einer Demonstration zum Ausdruck. Der Demonstration voraus ging ein viertägiges Protestcamp. Non-Citizens kamen in den Dialog mit Bürger*innen. Zudem wurde Asylberatung angeboten.
Statements zur Abschiebung
Alireza Alizadeh kommentiert für Zendegi: „Der Krieg sucht Afghanistan seit mehr als 40 Jahren heim. Tiefe Narben bestehen bereits jetzt und immer wieder werden neue Wunden aufgerissen.“ Die blutige Anschlagsserie der vergangenen Tage zeige, dass sich die Traumatisierung der afghanischen Gesellschaft fortsetze. Die Abschiebungen erfolgten in ein Land, welches von unterschiedlichen, widerstreitenden Mächten beherrscht werde. Die Präsenz der Bundeswehr für eine vermeintliche sichere Lage anzuführen sei zynisch. „Der seit 2001 währende Militäreinsatz hat das Land nicht stabilisiert. Inzwischen muss das komplette Gegenteil konstatiert werden.“ so Alizadeh.
Der Flughafen Leipzig / Halle stand 2016 an fünfter Stelle der deutschen Abschiebeflughäfen. „Mehr als 2.100 Menschen wurden im vergangenen Jahr abgeschoben und das nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit.“ so Kim Cramer für das Aktionsnetzwerk Protest LEJ. Der Flughafen eigne sich hierfür da der Passagierverkehr im Vergleich zum Warenverkehr gering ausfalle. Umso wichtiger sei es, dass eine unabhängige Abschiebebeobachtung vor Ort gewährleistet sei. Der Flughafen Leipzig / Halle habe zudem eine wichtige Rolle beim Afghanistan-Einsatz gespielt. Bis Januar 2009 hätten 450.000 US-amerikanische Soldat*innen den Flughafen auf dem Weg in den Mittleren Osten durchquert.
„Es ist schäbig wenn aus vermeintlich machtstrategischen Gründen Menschen in Kriegsgebiete abgeschoben werden.“ so Juliane Nagel für DIE LINKE. Dabei sei eine Strategie gar nicht zu erkennen – wer sich vor Rechtsaußen profilieren wolle, profitiere nicht. Niemand müsse sich von einer sich selbst zerlegenden Partei treiben lassen und dabei moralische Grundsätze aus den Angeln heben. „Es muss klarer Auftrag der jetzt zu formenden Koalition sein, Abschiebungen nach Afghanistan zu stoppen, den hier angekommen und ankommenden Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen und der Verpflichtung der Bundesrepublik für Afghanistan nachzukommen“ so Nagel.
Deportation to Afghanistan from Leipzig at October 24th: This deportation is ignorant, it’s murderous!
Approximately 120 people demonstrated at Leipzig / Halle airport this morning against deportations to Afghanistan. It is murderous when people are consciously deported to a war zone. The demonstration was preceded by a protest camp on Augustusplatz, Leipzig, lasting for four days.
„The deportation to Afghanistan that is enforced today cannot be tolerated in any way. It neglects the realities in Afghanistan and exemplifies the ignorance towards the own, German policies in the last 16 years.“ says Aram Karzai for the refugee organization Zendegi.
Approximately 120 people expressed that view at Leipzig airport today.
The demonstration was preceded by a four day long protest camp. Non-Citizens came into dialogue with citizens. Additionally, legal advice was offered.
Short Summary of the Press Conference
Alireza Alizadeh spoke for Zendegi: „The war has been haunting Afghanistan for 40 years now. Deep scars exist already and again and again, new wounds are stroke.“ comments Alizadeh. The bloody series of attacks of the previous days shows that traumatization of Afghan society continues. People are deported to a country that is governed by different, militiating powers. Claiming Afghanistan to be a safe country because Bundeswehr has been stationed there is cynical. „The military combat has lasted ever since 2001 and has not stabilized the country. The complete opposite needs to be stated today.“ says Alizadeh.
Leipzig / Halle airport ranks fifth among German deportation airports in the year of 2016. „More than 2,100 people were deported from here in the previous year – almost unnoticed by the public.“ says Kim Cramer for Action Network Protest LEJ. The airport suits for that cause since passenger traffic is relatively low compared to the traffic of goods. An independent monitoring of all deportations at Leipzig / Halle airport is thereby urgently needed. Furthermore, the airport played an important role in the Afghanistan mission. Until January 2009, 450,000 US-American soldiers crossed the airport on their way to the Middle East.
„It is shabby whenever people are deported to war zones out of allegedly power strategic reasons.“ claims Juliane Nagel for The Left. Though, a strategy cannot be recognized – those who want to shape their profile towards the right-wing edge do not profit. Nobody needs to be pushed by a party that dismantled itself and unhinge moral standards by it. „The
coalition that forms itself now has a clear job: stop deportations to Afghanistan, make possible a life in dignity for those who have arrived and are arriving and fulfill the Federal Republic’s obligation towards Afghanistan.“ says Nagel.