Sächsisches Innenministerium muss seine eigenen Förderrichtlinien einhalten und Konsequenzen aus der mangelnden Distanz des jetzigen Trägers zu Neonazis ziehen
Freistaat muss beim Leipziger Fußballfanprojekt seine eigenen Förderrichtlinien einhalten und Konsequenzen aus der mangelnden Distanz des jetzigen Trägers zu Neonazis ziehen
Zum 1. Juli 2011 sollte die Trägerschaft des Leipziger Fußballfanprojekts nach einem zweijährigen Prozess endlich von der Sportjugend Leipzig in die Hände der Outlaw gGmbH gehen. Sowohl die Stadt Leipzig (hier der federführende Jugendhilfeausschuss) als auch der DFB befürworteten diesen Trägerwechsel ausdrücklich. Allein der Freistaat Sachsen stellt sich bis heute quer und will am alten Träger festhalten. Damit ist die Fortexistenz des Projektes, das Fans sozialpädagogisch betreut und begleitet, aufs Spiel gesetzt. Der Freistaat unterläuft mit dieser ablehnenden Haltung seine eigenen Förderrichtlinien, nach denen sich eine Förderung von Fanprojekten aus Landesmitteln nach einer „positiven Prüfung des DFB beziehungsweise der Koordinierungsstelle Fanprojekte“ richten müsste. Beide angesprochenen Akteure haben sich klar für den neuen Träger Outlaw ausgesprochen.
Der geplante Trägerwechsel kam nicht von ungefähr: Er war fachlich begründet und politisch gewollt. In der Arbeit mit einem gewaltaffinen und neonazistischen Fan-Klientel setzte der alte Träger keine ausreichenden Grenzen. Dies ging soweit, dass die neonazistische Fan-Gruppierung des 1. FC Lok Leipzig, „Blue Caps“, die vom NPD-Stadtratskandidaten Enrico Böhm angeleitet wird, im von der Leipziger Sportjugend betreuten LOK-Fanprojekt ein- und ausgehen konnte. Sogar NPD-Wahlkampf-Strategie-Veranstaltungen der NPD sollen dort stattgefunden haben. Des Weiteren muss sich die Sportjugend vorwerfen lassen, in der Fußball-Fan-Arbeit die Priorität nicht auf einen sozialpädagogischen, sondern einen ordnungspolitischen Ansatz gelegt zu haben. Dies widerspricht nicht nur klar den im Nationalen Konzept Sport dargelegten Fördervoraussetzungen für Fußballfanprojektarbeit, sondern hat in den letzten Jahren sicherlich zur Eskalation im Fan-Milieu beigetragen.
Dass nun neue Informationen über die Verstrickung von Fanprojekt-Träger und Neonazis auftauchen (siehe Kleine Anfrage der Grünen Fraktion im Sächsischen Landtag DS 5/ 6043) , bestätigt die Entscheidung pro Trägerwechsel ausdrücklich. Die Antworten des Sächsischen Innenministers belegen, dass das Fußball-Fanprojekt am 13.5.2011 in Leipzig für die Durchführung eines Trauermarsches für einen verstorbenen, der Neonazi-Szene zugehörigen Fußball-Fan verantwortlich war, diesen nicht nur beim Ordnungsamt anmeldete, sondern auch dafür sorgte, dass beim anschließenden Spiel im Bruno-Plache-Stadion sämtliche Stadionverbote für Fans aufgehoben wurden. Neonazis, insbesondere der Gruppierung „Blue Caps“, für die begründete Stadion-Verbote existierten, durften also auf Geheiß des Fanprojektes wieder ins Stadion. Dies ist skandalös. Der Freistaat, und hier insbesondere Innenminister Markus Ulbig, müssen sich umgehend erklären und den Weg für den Trägerwechsel beim Leipziger Fanprojekt frei machen!
Die Linksfraktion steht weiterhin zu einer qualitativ hochwertigen, sozialpädagogisch ausgerichteten Fanarbeit mit Schwerpunktsetzung auf Antidiskriminierung und Gewaltprävention. Der neue Träger Outlaw hat unser volles Vertrauen, diese Herausforderung zu meistern.
PM Juliane Nagel, 14. Juli 2011