8 Jahre nach dem Angriff von Neonazis in Connewitz – Die juristische und gesellschaftliche Auseinandersetzung hält an

Am 11. Januar 2016 fiel ein rechter Mob von über 250 Neonazis in den links-alternativen Stadtteil Connewitz ein, attackierte Menschen und zerstörte zahlreiche Läden und Kneipen. Noch heute beschäftigt der rechte Angriff die Justiz. Laut Antwort auf die Kleine Anfrage der im Leipziger Süden direkt gewählten Abgeordneten Juliane Nagel (DIE LINKE) sind mittlerweile 209 von 217 Beschuldigten rechtskräftig verurteilt (Drs 7/13941 )

Während die juristische Auseinandersetzung dem Ende entgegen geht, beschäftigt der Angriff der Neonazis noch heute viele Menschen, die mit Tätern konfrontiert sind. Ein Beispiel zeigt die Auseinandersetzung um den Schornsteinfeger Christian S., der als Bezirksschornsteinfeger in Wohnungen und Hausprojekte geht, die sich als nicht-rechts verorten.

„Ich hab absolutes Verständnis dafür, dass sich Haus-Bewohner*innen mit juristischen Mittel und Protest dagegen wehren, dass ein verurteilter Beteiligter des koordinierten Neonazi-Angriffs von 2016 in ihre Wohnungen gelassen wird. Ich kann die Entscheidung der Landesdirektion Sachsen und der Stadt Leipzig, die die Bedenken der Betroffenen im Leipziger Westen zurück gewiesen haben, nicht nachvollziehen. Ich frage mich ob sie diese Entscheidung auch getroffen hätten, wenn zum Bereich des Bezirksschornsteinfeger Christian S. auch die Wolfgang-Heinze-Str. in Connewitz gehören würde, dort also wo 2016 Wohnhäuser, Geschäfte und Kneipen angegriffen und beispielsweise Pyrotechnik in Wohnungen geworfen wurde.

Oft wurde in den letzten Jahren auf den schleppenden und irritierenden Ablauf der juristischen Verfahren gegen die Connewitz-Angreifer hingewiesen. Diese liefen in der Regel nach dem gleichen Schema ab: Die Angeklagten machten halbherzige Einlassungen, behaupteten nichts vom dem geplanten Angriff gewusst zu haben und wurden dafür mit milden Strafen belohnt. Das Gros der Beteiligten sagte aus, ganz hinten mitgelaufen zu sein. Auch Schornsteinfeger S. erklärt sich im Interview mit Deutschlandfunk Kultur so und bekundet mit extrem rechten Netzwerken gebrochen zu haben.
Wenn dies der Wahrheit entsprechen soll, dann wäre das Mindeste, dass er über den genauen Ablauf und Strukturen des Connewitz-Angriffs auspackt. Denn weder die Drahtzieher noch führende Personen des geplanten Angriffs am 11. Januar 2016 wurden ermittelt. Chatprotokolle belegen, dass Instruktionen gegeben wurden und eine überregionale Planung offensichtlich ist.“

PM 13.2.2024

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