Wahlrecht für alle! Eine Initiative für das Wählen ohne deutschen Pass

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In Sachsen lebten im Jahr 2022 322.230 Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Diese Menschen können nicht wählen, obwohl sie von den Entscheidungen auf Kommunal-, Landes-, und Bundesebene direkt betroffen sind. Eine Ausnahme sind EU-Bürger*innen, die zumindest bei Kommunal- und Europawahlen eine Wahlrecht haben.

 

Wir leben in einer Einwanderungsgesellschaft. Es ist Zeit Staatsbürger*innenschaft und Mitbestimmungsrechte voneinander zu entkoppeln: jede und jeder, der*die hier den Lebensmittelpunkt hat, soll wählen dürfen. Dafür kämpfen Migrant*innenorganisationen und zivilgesellschaftliche Initiativen schon lange.

 

Mit einem aktuellen Antrag fordern wir die sächsische Regierung auf aktiv zu werden und sich im Bund für ein Wahlrecht bei Kommunal- und Landtagswahlen für Menschen ohne deutschen Pass einzusetzen, die mindestens zwei Jahre hier gelebt haben (zum Antrag „Wahlrecht für dauerhaft in der Bundesrepublik Deutschland lebende Menschen aus Nicht-EU Staaten einführen: Rechtsgrundlagen auf Bundesebene schaffen! Drs 7 13385).
 
Seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes gegen ein Ausländerwahlrecht sind mittlerweile 33 Jahre vergangen. Seitdem hat sich die gesellschaftliche Realität grundlegend verändert. Menschen, die nach Deutschland kommen, bleiben in der Regel hier. Nicht alle gehen den Schritt der Einbürgerung. Es ist Zeit offensiv über eine Wahlrecht für Menschen ohne deutschen Pass zu sprechen und die Konzeption, wonach das Wahlrecht an die Staatsbürger*innenschaft geknüpft ist, ins Wanken zu bringen. Dass dies möglich ist, zeigt auch das Wahlrecht für EU-Bürger*innen, das 1992 eingeführt wurde. Zudem können in mehr als der Hälfte der EU-Mitgliedstaaten Drittstaatsangehörige an Kommunalwahlen teilnehmen.
 
Das Wahlrecht für Menschen ohne deutschen Pass denken wir zusammen mit einer Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Damit könnten in Sachsen 114.030 mehr Menschen an den Kommunalwahlen und  177.810 an den Landtagswahlen teilnehmen. 
Menschen, die schon viele Jahre hier leben, hier auch Steuern zahlen und vor allem von politischen Entscheidungen betroffen sind, sollen die Möglichkeit haben, an demokratischen Wahlen teilzunehmen. Das Recht zu wählen oder sich zur Wahl zu stellen, ist ein Grundprinzip der Demokratie. 
 
 

Hier einige Stimmen zum Wahlrecht ohne deutschen Pass:

„Ich denke, dass es wichtig ist für diejenigen wählen gehen, die in der Heimat keine demokratischen Rechte genießen durften.“
Francesca Russo, Ärztin, Co-Vorsitzende des Migrant:innenbeirats Leipzig
„Der Pass darf keine Grenzen zwischen denen sein, die wählen dürfen oder nicht. Für alle, die sich über die Zukunft Gedanken machen, ist das Wahlrecht wichtig!“
Mariami Gvinjilia, Mitarbeiterin der AG-Asylsuchende Sächsische Schweiz/ Osterzgebirge
 
„Die Menschen zahlen hier Steuern. Und wer bezahlt, darf auch mitbestimmen, was mit dem Geld passiert.“
Mohammed Okasha, Co-Geschäftsführer, Co-Vorsitzender des Migrant:innenbeirats Leipzig

Wer würde davon profitieren?

Auf kommunaler Ebene können EU-Bürger:innen schon wählen. Daher sind hier ausschließlich die sogenannten „Drittstaatsangehörigen“ zu berücksichtigen, also Menschen mit einer Staatsbürgerschaft, die nicht zur EU zu zählen ist. Mit zwei Jahren Aufenthalt und einem Wahlalter ab 18 beziehungsweise 16 Jahren als Voraussetzungen für das Wahlrecht gestaltet sich die Verteilung hier so:
 

 

 

 

 
 

 

Auf Landesebene wiederum sind beide Personengruppen ausgeschlossen. Wenn das geändert wird, können so viele Menschen wählen:

 

 

 

 

Zuviel Text? :)

Hier stellt Jule den Antrag kurz und bündig vor!

Kommune, Land… und der Bund? – Petition „Passt uns allen!“

 
Ganz niedrigschwellig aktiv werden? Das geht beispielsweise über Petitionen. Passend dazu hat das Bündnis „Passt uns Allen!“ eine gestartet. Unsere Initiative im Sächsischen Landtag kann sich verfassungstechnisch nur mit Kommunen und Ländern beschäftigen. Diese Initiative will ein neues Wahlrecht für das ganze Bundesgebiet. Die Forderungen des Bündnisses beziehen sich vor allem auf die Einbürgerung, erstrecken sich aber auch auf das Wahlrecht für Alle:
  1. Die deutsche Staatsangehörigkeit für alle Menschen, die in Deutschland geboren sind.
  2. Das Recht auf eine unbürokratische und kostenlose Einbürgerung für alle Menschen, die seit mindestens drei Jahren ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben.
  3. Die Möglichkeit, mehrfache Staatsangehörigkeiten zu besitzen.
  4. Das aktive und passive Wahlrecht auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene für alle Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt seit mindestens drei Jahren in Deutschland haben.

Warum Reformen bei Einbürgerungen und beim Wahlrecht notwendig sind, erläutern vor allem Francesca und Mariami in ihren Videobeiträgen. Die Petition und den gesamten Text mit den Forderungen an die Bundesregierung hier.

 

Right to Vote! An Initiative for Voting without German Passport

 

In 2022 around 322.230 people without german citizenship lived in Saxony. These people cannot vote, although they are directly affected by decisions at the local, state and federal level. An exception are EU citizens, who at least have the right to vote in local and European elections.

We live in an immigration society. It is time to decouple citizenship and participation rights: everyone who has their centre of life here should be able to vote. Migrant organisations and civil society initiatives have been fighting for this for a long time.

With a current motion, we call on the Saxon government to become active and to campaign at the federal level for voting rights in local and state elections for people without a German passport who have lived here for at least two years (Link to the initiative: „Introduce voting rights for people from non-EU countries living permanently in the Federal Republic of Germany: Create a legal basis at federal level! Drs 7 13385)

It has been 33 years since the Federal Constitutional Court ruled against a right to vote for foreigners.Since then, the social reality has changed fundamentally.People who come to Germany usually stay here.Not all of them take the step of becoming German citizens. It is time to talk distinctively about the right to vote for people without a German passport and to shake up the concept that the right to vote is linked to citizenship.The right to vote for EU citizens, which was introduced in 1992, shows that this is possible.In addition, third-country nationals can vote in local elections in more than half of the EU member states.

We consider the right to vote for people without a German passport together with a lowering of the voting age to 16. This would allow 114,030 more people in Saxony to vote in local elections and 177,810 in state elections.

People who have lived here for many years, who also pay taxes here and who, above all, are affected by political decisions, should have the opportunity to participate in democratic elections. The right to vote or stand for election is a fundamental principle of democracy.

 

Here some voices on the right to vote without German passport:

„I think it is important that those have the right to vote who were not having democratic rights in their home countries.“
Francesca Russo, Doctor, Co-Chair of Migrants‘ Council Leipzig
„The passport shouldn’t mark a border between those who can vote and those who cannot. For everyone who cares about the future, the right to vote is important!“
Mariami Gvinjilia, Employee at AG-Asylsuchende Sächsische Schweiz/ Osterzgebirge
 
„The people here pay taxes. And who pays shall participate in the decision on what is going to happen with the money.“
Mohammed Okasha, Co-Executive Director, Co-Chair of the Migrants‘ Council Leipzig

Too much to read? :)

Here, Jule briefly introduces the parliamentarian initiative:

 

Who would profit?

EU citizens are eligible to vote on the municipal level already. Accordingly, only the so-called „Third state nationals“ need to be considered, who are people with a citizenship that is not an EU-one. With two years of residence and the age of 18 respectively 16 as conditions for the right to vote, the following numbers emerge:
 
 

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

On the state level, both people are excluded so far. If that gets changed, that many people are eligible to vote:

 

 

 

 

City, State… and the federal level? Petition „Passt uns allen!“

 
Become active on a low level already? This is possible via petitions. The alliance „Passt uns Allen!“ has started an initiative. Our initiative in the Saxon state parliament can only bother with municipalities and states out of constitutional reasons. This initiative wants a new voting law for the whole federation. The alliance’s demands consider the right to become a citizen but bother with the right to vote for everyone too:
 
  1. German citizenship for everybody who is born in Germany.
  2. The right to an unbureaucratic and free of charge naturalisation of people who have their centre of life in Germany for at least three years.
  3. The possibility to possess multiple citizenships.
  4. The active and passive right to vote on the federal, state and municipal level for all people who have their centre of life for at least three years in Germany.

Why reforms concerning citizenship as well as the right to vote are important, is explained by Francesca and Mariami. The petition and the whole text with the demands addressing the federal government here.

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