Vor dem Hintergrund sinkender Geburtenzahlen geht auch die Nachfrage nach Kita-Plätzen in Leipzig zurück. Laut aktuellen Informationen der Stadt betrug die Zahl nicht belegter Plätze in Krippe und Kindergarten zum Mai dieses Jahres über 4000, Tendenz steigend. Dabei rechnet die Stadt bei der Kitaplatzplanung einen Puffer von 10 % hinzu, um dem Wunsch- und Wahlrecht der Eltern gerecht zu werden. In Einrichtungen mit über 150 Plätzen mit einer Auslastung von unter 80% wird die Zielauslastung bei Bedarf gesenkt. Nichts desto trotz ist davon auszugehen, dass weitere Kita geschlossen werden.
Die Fraktion Die Linke im Stadtrat zu Leipzig plädiert dafür Kitaschließungen zu vermeiden und schlägt in einem Antrag alternative Maßnahmen vor. Mein Statement mit Steffen Wehmann, stellv. Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses:
Die Schließung von Kita ist für alle Beteiligten ein schwerer Schlag. Das lässt sich derzeit am vehementen Engagement der Eltern der Kita Nordstraße beobachten. Die kommunale Kita soll wegen baulicher Mängel früher als geplant geschlossen werden. Bisherige Schließungen gehen sowohl auf Vereinbarungen mit den Trägern als auch bauliche Mängel zurück.
Wir plädieren so oder so dafür, Kitaschließungen zu vermeiden und ein Augenmerk auf den Gebäudeerhalt zu legen. Es wäre kurzsichtig, jetzt die soziale Infrastruktur stillzulegen, die wir in einigen Jahren wieder benötigen – genau wie gut ausgebildete pädagogische Fachkräfte vor die Tür zu setzen.
In unserem Antrag fordern wir die stärkere Einbeziehung des Stadtrates in die Entscheidungen. Bisher wurden auch wir oft kalt von entsprechenden Pläne erwischt. Statt ganze Häuser aufzugeben, regen wir zudem an, Kapazitätsreduzierungen Priorität einzuräumen. Das soll bspw. die Umnutzung von Räumen für die pädagogische Arbeit (bspw. Gruppenräume zu Funktionsräumen wie Sporträumen oder Werkstätten) und Teilen von Kita für Angebote im Quartier (bspw. für die Volkshochschule, oder Elterncafés) sein. Wichtig ist dabei, dass Kita-Trägern weiter ein möglichst hoher Anteil der Sachkosten refinanziert wird.
Es ist kein Geheimnis, dass der schlechte bauliche Zustand von Kita-Gebäuden wie im Fall der Nordstraße ursächlich für Schließungen ist und marode Gebäude auch in Zukunft stillgelegt werden sollen. Der Sanierungsstau ist riesig: 24 % der kommunalen Kita-Gebäude (30 Gebäude) sind unsaniert und 41 % (54) teilsaniert. Das Budget für Planung und Sanierung wurde im aktuellen Haushalt erheblich abgesenkt – auf 15 bzw. 16 Millionen Euro in 2025/26. Unser Antrag zur Anhebung der Mittel fand keine Mehrheit.
Damit geben wir uns nicht zufrieden. Wir fordern von der Stadt eine Übersicht über alle Einrichtungen, in denen u.a. eine Schließung durch schwerwiegende bauliche Mängel drohen könnte. Diese Gebäude gilt es prioritär zu sichern. Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen! Zwischen 1995 und 2010 wurden in Leipzig 79 Schulen geschlossen. Noch immer ist die Stadt dabei, den Mangel an Schulplätzen mit viel Geld zu kompensieren. So etwas darf sich nicht wiederholen, es ist kluges strategisches Handeln mit Weitsicht gefragt!“
PM 30.6.2025