Der aktuelle Leipziger Suchtbericht (https://gleft.de/6mx) gibt einen Einblick in die Entwicklung des Cannabis-Konsums in Leipzig im vergangenen Jahr 2024. In diesem wurde zum 1. April auch die Entkriminalisierung des Konsumcannabis mit der Möglichkeit zum Eigenanbau und den Anbauvereinigungen wirksam. Für valide Aussagen über die Auswirkungen dieses Schrittes ist es noch deutlich zu früh.
Die Leipziger Zahlen zeigen aber erste Tendenzen. Dass mehr junge Menschen wegen ihres Cannabiskonsums in die Beratungsstellen kommen, ist eine gute Entwicklung. Denn seit der Entkriminalisierung werden seltener erzieherische Maßnahmen angeordnet, die zu verpflichtenden Beratungen führen. Dafür suchen offensichtlich mehr jungen Menschen die Anlaufstellen freiwillig auf.
Der sich im Suchtbericht widerspiegelnde steigende Cannabis-Konsum unter jungen Menschen könnte auch ein Effekt der Entkriminalisierung sein, indem junge Menschen sich trauen, über ihren Konsum zu sprechen, ohne Repressionen zu befürchten. Mein Statement:
„Cannabis bleibt ein Rauschmittel mit schädlichen Wirkungen, gerade für junge Menschen. Es ist allerdings weiterhin der Alkoholkonsum, welcher – mit Abstand – die meisten Menschen allen Alters in die Leipziger Beratungsstellen führt. Alkohol ist die ‚Alltagsdroge‘, die nicht im Mittelpunkt der meisten Präventionsangebote steht und für die kein Werbe- oder Sponsoringverbot gilt. Im vergangenen Jahr starben in Sachsen mindestens 1048 Personen aufgrund alkoholbedingter Krankheiten (https://gleft.de/6my). Cannabis-Tote sind dagegen nicht bekannt.
Wir tun gut daran, die Entwicklungen des Drogenkonsums bei jungen Menschen aufmerksam im Blick zu behalten – egal, ob es um Cannabis, Alkohol, Nikotin oder andere Rauchprodukte geht. Die Präventionsangebote für junge Menschen dürfen nicht der Kürzungswut zum Opfer fallen. Auch im Zuge der Entkriminalisierung von Cannabis hat sich der Bund einen schlanken Fuß gemacht und die Kommunen mit der Finanzierung von veränderten Präventionsangeboten alleingelassen.
Präventionsangebote müssen sich aber auch an Eltern und pädagogische Fachkräfte richten, die mit dem Cannabiskonsum und einem veränderten Umgang mit der Substanz konfrontiert sind. Die vom Leipziger Gesundheitsamt mit der Drogenberatungsstelle K(L)ICK organisierten Elternabende beispielsweise sind ein voller Erfolg. Wir plädieren dafür, sachlich über die Wirkung der Substanz zu sprechen und den Weg der Enttabuisierung weiterzuverfolgen.“
PM 10.10.2025