Neue Erkenntnisse zum „Aufnahmeritual“ in der Polizei – Transparenz musste auch in diesem Fall eingefordert werden

Im letzten Jahr wurde ein „Aufnahmeritual“ in der Dresdner Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit bekannt. Nun wurden weitere Details bekannt. Mein Statement: 

„Sachsens Innenministerium hat erstmals Details über ein verstörendes „Aufnahmeritual“ mit mehreren Geschädigten bekanntgegeben, das bei der sächsischen Polizei praktiziert worden ist und Ende vergangenen Jahres bekanntgeworden war – und zu dem seither „keine weiteren Auskünfte erteilt“ wurden. Auf meine frühere Kleine Anfrage (Drucksache 8/878) dazu hieß es, dass wegen laufender Ermittlungen „noch keine Auskunft“ möglich sei.

Das ändert sich durch meine erneute Nachfrage (Drucksache 8/3367).

So sollen am 12. Juni 2024 bei einer Einstandsfeier neue Beamte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) in Dresden gezwungen worden sein, zunächst erhebliche Mengen Alkohol zu trinken und sich die Haare abrasieren zu lassen. Danach sei ihnen „ein Motorradhelm ohne Sichtschutz aufgesetzt und dieser nach dem Einsprühen mit Desinfektionsmittel angezündet“ worden. Weiter heißt es: „Anschließend soll den neuen Kollegen – verbunden mit den Worten ‚Jetzt gehörst du zur Familie!‘ – mit einem Spaten auf den Helm geschlagen worden sein.“

Auf solche Details hatten Medienrecherchen hingedeutet, die sich jetzt bewahrheiten. Und nicht nur das: Das Innenministerium räumt einen zweiten Vorfall ein, zu dem bislang nichts bekannt war: Dabei sollen am 26. Oktober in Dresden neue Beamte gezwungen worden sein, „eine extrem scharfe Currywurst, die mit einer starken Gewürzmischung mit einer Schärfe von einer Million Scoville versehen gewesen sein soll, gegen ihren Willen samt der Soße aufzuessen.“

Was nach pubertärem Unfug klingt, ist verantwortungslos und einer professionellen Behörde unwürdig. Es ist verständlich, dass solche Details bislang verschwiegen wurden – denn das Vertrauen in die Polizei wird dadurch nicht gestärkt.

Die Aufklärung der Fälle dauert an. Seit Monaten ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Dresden wegen des Verdachts einer gemeinschaftlichen Körperverletzung im Amt und gemeinschaftlicher Nötigung im besonders schweren Fall in zwei Fällen gegen acht Beschuldigte. Zwischenzeitlich seien Zeugen vernommen „und den Beschuldigten rechtliches Gehör gewährt“ worden, heißt es – womit unklar bleibt, ob die Beschuldigten auch Aussagen machten.

Ebenfalls anhängig sind Disziplinarverfahren. Die betroffene Polizeieinheit wurde bereits Mitte Dezember teilweise aufgelöst und eine Umstrukturierung angekündigt. Diese wird wohl umfangreicher ausfallen als bislang gedacht: Beabsichtigt sei, das bisherige Dresdner BFE „organisatorisch und personell am Standort des Präsidiums der Bereitschaftspolizei in Leipzig auszuprägen.“ Auch das BFE Chemnitz soll in Leipzig angegliedert werden. Nach meinem Verständnis ist das eine Vorsichtsmaßnahme, die eine bessere Aufsicht ermöglichen soll – damit einzelne Einheiten kein unprofessionelles Eigenleben mehr entwickeln können.

Richtig professionell wäre es, in Fällen von Verfehlungen selbst volle Transparenz herzustellen – so wie es dem offiziellen Leitbild der Polizei Sachsen entspricht.“

PM 14.8.2025

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