Ein zentrales Thema des Besuchs war der kritische Betreuungsschlüssel in Kindertagesstätten. Die Geschäftsbereichsleiter*in der BBW-Kindertagesstätten, Ines Naumann, betonte die Notwendigkeit, den Personalschlüssel anzupassen. Er darf in Zeiten von einem hohen Krankenstand der Fachkräfte nicht unterschritten werden. Der Kinderschutz und die Qualität der Betreuung müssen sichergestellt werden. „Der aktuelle Betreuungsschlüssel berücksichtigt u. a. keine krankheitsbedingten Ausfälle der Mitarbeitenden, die in Kitas häufig vorkommen.“
Die hohe Arbeitsbelastung, vor allem die psychische Belastung, führt zu einem teils erheblichen Krankenstand in den Einrichtungen. Diese Situation darf nicht zu Lasten der Familien gehen, die dann gezwungen sind, die Betreuung ihrer Kinder selbst zu übernehmen.
Ein weiteres wichtiges Gesprächsthema war die Kita-Sozialarbeit, die als Unterstützung für die Kita-Leitungen und Erzieher*innen notwendig wäre. Ariane Hohaus, Fachberater*in der BBW-Kindertagesstätten, wies darauf hin, dass man dem Kita-Qualitätsanspruch auch nicht gerecht werden könne, wenn Assistent*innen ohne jegliche pädagogische Ausbildung Kinder mit erhöhtem Förderbedarf im Kitaalltag begleiteten. Hier muten wir den Assist*innen zu viel, indem sie sich den Herausforderungen ohne pädagogischen Hintergrund stellen müssen. Der Personalschlüssel müsse eigentlich so ausreichend sein, um diese zusätzlichen Anforderungen mit den eigenen Fachkräften abdecken zu können. Dafür fehle bei dem aktuellen Personalschlüssel aber leider die Zeit. „So ist keine echte Teilhabe für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf möglich.“
Ich bearbeite diese Themen auch im Jugendhilfeausschuss der Stadt Leipzig und meine, dass sie im politischen Diskurs stärker berücksichtigt werden und Lösungen entwickelt werden müssen, die sowohl den Bedürfnissen der Kinder als auch der Erzieher*innen und Familien gerecht werden. Auch wenn wir kommunal einiges erreicht haben – so die gezielte Verbesserung des Betreuungsschlüssels in bestimmten Einrichtungen, die Etablierung von Kinder- und Familienzentren oder Kita-Sozialarbeit – gerade auf Landesebene müssen Weichen für eine Stärkung der Kita-Betreuung gestellt werden.
Im Rahmen des Besuchs wurde auch das Forderungspapier des Kita-Bündnisses „Starke Kitas für starke Kinder“ an mich übergeben.